Ein Monat des Abschieds

Hildburghausen – Der März hatte es in sich. Mit Pfarrer Hartwig Dede (amtierender Superintendent), Petra Stärker (Sekretärin des Kirchenkreises) und Michelle Komorowski (Kreisdiakoniestelle des Diakoniewerkes) verliert der Kirchenkreis Hildburghausen gleich drei engagierte Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren vieles auf die Beine gestellt haben.
Michelle Komorowski übernahm Ende 2020 die Leitung der Kreisdiakoniestelle Hildburghausen/Eisfeld, zu einer Zeit, als viele Projekte pandemiebedingt eingefroren waren. „Mein Hauptaugenmerk lag auf der Klienten-zentrierten Arbeit und auf den Menschen, sie unabhängig von Herkunft oder sozialem Status bedürfnisorientiert zu unterstützen“, sagt sie rückblickend. Ebenso sei es ihr ein Anliegen gewesen, das bereits vorhandene Netzwerk zu pflegen und zu erweitern. „Es machte mir Freude zu sehen, wie Verbindungen entstehen und Haupt- sowie Ehrenamtliche mit großem Engagement und Verantwortungsbewusstsein anderen Menschen helfen.“
Bei all ihren Unterstützern und Wegbegleitern möchte sie sich bedanken, „für die zuverlässige Zusammenarbeit mit all den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, für die inspirierenden Gespräche und den fachlichen Austausch“, sagt Michelle Komorowski, die nun beruflich neue Wege in Baden-Württemberg gehen wird.
Neue Wege will auch Petra Stärker gehen, die als Sekretärin zwölfeinhalb Jahre die organisatorischen und verwaltungstechnischen Geschicke des Kirchenkreises Hildburghausen/Eisfeld gelenkt hat. Anfang März hat sie sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, aber schon für eine Weiterbildung angemeldet: Ökumenischer Grundkurs für Ehrenamtliche in der Seelsorge. Geliebäugelt hat sie schon lange damit, aber neben der Arbeit kaum Zeit dafür gefunden.
„Mädchen für alles“ sei sie schon immer gewesen, nicht nur im Kirchenkreis. Die ausgebildete Dekorateurin wechselte nach ihrer Zeit im Konsum zum Reiseunternehmer „Geis & Zuber“, bei dem ihr Mann als Busfahrer beschäftigt war. Fast zwei Jahrzehnte habe sie dort die Fäden im Hintergrund gezogen und so oft Schlimmeres verhindert.
Als direkter Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte vieler im Kirchenkreis vermittelte sie, tröstete – auch in der Suptur. Als Bindeglied zwischen den Pfarrern und den Mitarbeitern der Suptur stand sie jedem mit Rat und Tat zur Seite. Eine Eigenschaft, die alle vier Superintendenten ihrer Amtszeit sehr zu schätzen wussten, nicht zuletzt Pfarrer Hartwig Dede, der nur kurz nach Petra Stärkers Verabschiedung selbst in den Ruhestand ging. Dankbar sei sie, „dass ich das kirchliche Leben hier mitgestalten durfte“, sagt sie, nicht ganz ohne Wehmut. Doch dem Kirchenkreis wird sie sicherlich auch im Ruhestand als verlässliche Ansprechpartnerin erhalten bleiben, wenn Not am Mann ist.
Not am Mann machte vor gut drei Jahren aus Hildburghausens Gemeindepfarrer Hartwig Dede den amtierenden Superintendenten des Kirchenkreises Hildburghausen/Eisfeld, als der damalige Superintendent Johannes Haak sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Da war Pfarrer Dede schon neun Jahre in der Gemeinde Hildburghausen unterwegs. „Wie Petra Stärker begann auch ich meine Laufbahn hier unter Superintendent Dr. Michael Kühne“, erinnert er sich. Der Liebe wegen hat es den Mann aus dem Norden nach Südthüringen verschlagen. Nach seiner ersten Stelle in Augustfehn (Ostfriesland), wo er sieben Jahre lang seinen Entsendungsdienst als sogenannter Hilfspfarrer absolvierte, ging es für ihn für weitere 15 Jahre nach Nordenham in den Dienst der Oldenburgischen Landeskirche.
2005 lernte er seine heutige, aus Bamberg stammende Frau Birgit kennen, die ebenfalls für die Kirche tätig ist. Gemeinsam suchten sie nach einer Lösung, um nicht auf Dauer in einer Fernbeziehung festzustecken. In mehreren Bundesländern hätten sie sich beide beworben, doch Bayern habe den aus Oldenburg in Niedersachsen stammenden Theologen aus Altersgründen nicht haben wollen, seine Frau bekam keine Stelle im Norden. Doch mit Hildburghausen hat es für ihn, und mit Coburg hat es für sie letztlich geklappt, sodass sie beide gerade einmal etwas mehr als 30 Kilometer trennten.

„Als ich bei meiner Suche den damaligen Superintendenten von Hildburghausen Dr. Michael Kühne kennengelernt habe, da hat es gleich gefunkt, da stimmte die Chemie zwischen uns von Anfang an“, beschreibt er die erste Begegnung. Zwar seien damals auch die Pfarrstellen in Eisfeld und Hellingen vakant gewesen, doch Dede entschied sich für Hildburghausen, wo er 2012 Nachfolger von (Diakonie-)Pfarrer Christoph Victor wurde. Und mit dieser Nachfolge kam er ebenfalls in engen Kontakt zur Diakonie, hielt gemeinsame Gottesdienste in der Albert-Schweitzer-Förderschule ab und in der Wefa, wo er auch zu Andachten ein gern gesehener Gast war. „Ich bin von Anfang an sehr herzlich aufgenommen worden“, blickt er zurück. „Gerade das Miteinander fand ich sehr angenehm wie auch Stadt und Dorf als sich ergänzende Teile.“
Dabei war eine Zeit lang nicht sicher, ob Dede überhaupt Pfarrer werden wird. In einem kirchlichen Elternhaus aufgewachsen mit einem Kirchenältesten als Vater – was lag näher, als Theologie zu studieren? „Das tat ich dann auch“, erinnert er sich. Doch Zweifel nagten an ihm: „Ich habe mir die Arbeit als Pastor nicht zugetraut“, gesteht er. Zu viel Respekt vor dem Beruf und der damit verbundenen Verantwortung hätten ihn das bereits begonnene Studium abbrechen lassen. In dieser Zeit seiner Jugend, in seiner „Findungsphase“, sei er auf die Idee gekommen, sich der Entwicklungshilfe in der Dritten Welt anzuschließen, begann eine Gärtnerlehre und wollte Ingenieurwissenschaften in München studieren, um den Menschen vor Ort direkt helfen zu können. Die Religion jedoch ließ ihn nicht los, sondern steigerte sein Selbstvertrauen, sodass er das Theologiestudium wiederaufnahm, um doch noch Pfarrer zu werden. „Es war eine spannende Zeit“, berichtet er über seine erste Pfarramtsstelle in Augustfehn kurz vor der Wende 1989. „Wir bekamen natürlich mit, welche Veränderungen sich ‚da drüben‘ abspielten“, erinnert er sich. „Aus eigenem Erleben kannte ich den Osten ja recht wenig, sieht man von den recht seltenen Besuchen 1987 und 1988 in einer evangelischen Partnergemeinde in der Nähe von Görlitz einmal ab.“
Umso schöner, dass Pfarrer Dede genau die Mitte Deutschlands in den vergangenen zwölf Jahren leibhaftig erleben konnte. „Durch Senioren- oder Frauenkreise bin ich damals gut in die Gemeinden gekommen“, erzählt er. „Ich habe vieles vorgefunden, das ich weiterführen konnte, und mit vielen Persönlichkeiten zu tun gehabt, die schon zu DDR-Zeiten in der Kirche aktiv waren.“ So nennt er beispielsweise den einstigen Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates Karl-Heinz Roß einen väterlichen Freund, der ihm von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite stand.
Von Anfang mit einbezogen war Hartwig Dede als amtierender Superintendent auch in die Prozesse der anstehenden Kirchenkreis-Fusion, weshalb seine Stelle nicht mehr neu ausgeschrieben wird. „Ich befürworte diesen Zusammenschluss sehr“, betont der 66-Jährige. Aufwand von Leitung und Arbeit stimme nicht mehr, „die Aufgabe von Kirche liegt woanders, nicht in Verwaltung oder Organisation.“ Die einzelnen Pfarrbereiche und Kirchgemeinden seien Dreh- und Angelpunkt, sagt Dede: „An denen müssen wir uns orientieren, denn sie leisten die wirkliche Arbeit. Deshalb betrifft die Fusion einzig die Leitungsebene. Die Verwaltung muss abgespeckt werden“, betont er und sieht viele Chancen zur Zusammenarbeit mit der Diakonie, beispielsweise mit gemeinsamen Gottesdiensten, einer Profilstärkung und einem gemeinsamen Auftreten nach außen hin. „Letztlich wollen wir alle nur eines: Menschen helfen, die Hilfe brauchen, und das geht am besten zusammen“, bekräftigt er. „Glaube und Tun müssen zusammengehen.“ Dazu solle man sich am besten zwei Fragen stellen, um die Weichen für ein künftig engeres Miteinander zu stellen: Einerseits, wo sind die diakonischen Mitarbeiter im Gottesdienst? Und andererseits, wie praktizieren Kirchenmitarbeiter diakonisches Handeln? Einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit sei der Schlüssel, „nicht immer nur jeder für sich.“ Das wünsche er sich für die Diakonie als Teil der Kirche im größeren Sinne. „Den Glauben bewusst leben in der Arbeit“, sagt Hartwig Dede. „Das fällt nicht vom Himmel, das macht sich nicht von selbst.“
Und für sich? „Für mich und meine Frau wünsche ich mir eine schöne Bleibe, alles andere wird sich finden“, sagt er und schmunzelt.

Diakoniewerk der Superintendenturen Sonneberg und Hildburghausen/Eisfeld e.V.
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MITGLIED IM LANDESVERBAND DIAKONISCHES WERK EVANGELISCHER KIRCHEN IN MITTELDEUTSCHLAND E.V.

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