Kleine Dinge, die glücklich machen

Über einen besonderen Gast hat sich die Klasse 5c der Gemeinschaftsschule Sonneberg-Köppelsdorf gefreut. Jürgen Lütke-Wenning vom gemeinnützigen Verein „FriendCircle WorldHelp“ aus Bamberg berichtete von der ehrenamtlichen Hilfe für Flüchtlinge in Bangladesch.

Sonneberg – Knapp 16.000 Menschen zusammengepfercht auf engstem Raum – darunter alte Menschen, Frauen, Kinder. Befestigte Straßen finden sich nicht. Die Häuser sind als solche nicht zu bezeichnen; Blechhütten trifft es eher. Beim kleinsten Sturm könnte das Dach davongetragen werden, ganz zu schweigen vom Monsun, der sich von Juni bis Oktober seinen Weg durch Bangladesch bahnt.
In beeindruckenden Bildern und Videos zeigte vor kurzem Jürgen Lütke-Wenning den Fünftklässlern der Gemeinschaftsschule Sonneberg -Köppelsdorf, was es heißt, als Flüchtling fernab und ohne Hoffnung auf Rückkehr in die Heimat leben zu müssen. „Hier, im Grenzgebiet zu Myanmar, befinden sich die Lager der geflüchteten Rohingya, die laut Vereinte Nationen zu der am stärksten verfolgten Minderheit der Welt gehören“, berichtete er. „Vor mehr als zwei Jahren flohen sie aus Myanmar vor der Gewalt der Sicherheitskräfte nach Bangladesch, sind nicht offiziell registriert, sondern lediglich geduldet, staatenlos und erhalten sehr wenig internationale Hilfe. Insgesamt leben mehr als eine Million Menschen in diesen Lagern.“
Lütke-Wenning ist Physiotherapeut und unterstützt ehrenamtlich den gemeinnützigen Verein „FriendCircle WorldHelp“ mit Sitz in Bamberg. Der Verein hat es sich bereits vor zehn Jahren zur Aufgabe gemacht, ganz nach dem Motto „friends help friends“ so vielen Menschen wie möglich auf der ganzen Welt zu helfen. Werte wie Vertrauen, Liebe und Respekt sollen dabei auf vielfältige Weise neu erschaffen und belebt werden. Alle Freunde und Mitglieder von „FriendCircle WorldHelp“ arbeiten ausschließlich ehrenamtlich, es wird keinerlei Vergütung gezahlt. Alle Reise- und Aufenthaltskosten im In- und Ausland finanzieren die Mitglieder selbst. Auf diese Weise kommen alle Spenden direkt bei den Kindern und Notleidenden an, worüber die Reisenden ausführlich mit Texten, Fotos und Videos berichten, so dass die Spender und Sponsoren in Deutschland genau erfahren, wofür die Gelder ausgegeben werden.

Inzwischen ist die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaftsschule schon zur Tradition geworden. Mit der ehemaligen Lehrerin Inge Beck haben die damaligen Fünftklässler begonnen, Geld- und Sachspenden zu sammeln, die dann von Vereinsmitgliedern abgeholt und direkt zu den notleidenden Menschen gebracht werden. Die Schüler der diesjährigen Klasse 5 c setzen gemeinsam mit ihrer Klassenleiterin Beatrice Heck und der Schulsozialarbeiterin Christine Kalies diese Tradition fort und haben es sich zum Ziel gesetzt, Menschen auf der ganzen Welt tatkräftig zu unterstützen – und sei es „nur“ mit selbstgestrickten Mützen, die von den Bamberger Helfern direkt vor Ort an die Kinder verteilt werden, denn die Nächte in Asien sind kalt.
Schon 58 Einsätze haben die Ehrenamtlichen des Vereins in vielen Ländern der Welt leisten können, wo Kindern und Bedürftigen in besonders schwierigen Lebensumständen praktische Hilfe zuteilwurde – so auch in Bangladesch, wo Jürgen Lütke-Wenning, Alexandra Schmitz und Dr. Michael Dykta Solarlampen, Reis, Seife und Zahnpasta kauften und an die Flüchtlinge verteilten. Auch Hilfe zur Selbsthilfe boten sie an, indem sie beispielsweise eine Nähmaschine und Stoffe erwarben, womit eine Schneiderin, die im Lager lebt, nun Kleidung für alle, vor allem für die Kinder, nähen kann. Darüber hinaus kümmerten sich die deutschen Helfer um Brunnenbohrungen, damit die Angehörigen der Rohingya Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. „Dies jedoch geschieht oft illegal und wird von den Bengalesen zwar registriert, dennoch geduldet“, erklärte Lütke-Wenning den Schülern in Köppelsdorf.
Auch einen Kindergarten haben sie im Flüchtlingslager gegründet, in dem nun alle Kinder unterrichtet werden können. Ebenso kümmerten sie sich um Krankenhaus- oder Arztrechnungen, besorgten Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika. „Wenn jeder von dem, was er zu viel hat, etwas abgeben würde, hätten wir das Problem nicht und es gäbe keine solche Lager“, ergänzte er. Das leuchtete auch den beeindruckten Fünftklässlern ein, die sich ihrerseits Gedanken und Vorschläge machten, zum Beispiel mit angelegten Reisfeldern in den Camps. Dies jedoch sei dort nicht möglich, sagte Jürgen Lütke-Wenning, da alles von der bengalesischen Regierung registriert würde, die die Flüchtlinge am liebsten wieder zurück in ihre Heimat schicken möchte. „Dort jedoch droht ihnen weitere Verfolgung, eben, weil sie einer ethnischen Minderheit angehören“, sagte der Physiotherapeut. Grundsätzlich sollten sich die Politiker aus Myanmar einmal die Lager in Bangladesch anschauen, damit sie sehen, was sie mit der Verfolgung und Vertreibung der Rohingya angerichtet haben. Wie man denn noch helfen könne, wollte eine Schülerin wissen. „Mit guten Gedanken und Gebeten“, sagte Jürgen Lütke-Wenning lächelnd. „Und wenn ihr sammeln möchtet, dann gerne. Wir würden uns freuen.“

Diakoniewerk der Superintendenturen Sonneberg und Hildburghausen/Eisfeld e.V.
Köppelsdorfer Str. 157 • 96515 Sonneberg • Telefon 03675 4091-110 • eMail info@diakoniewerk-son-hbn.de

 
MITGLIED IM LANDESVERBAND DIAKONISCHES WERK EVANGELISCHER KIRCHEN IN MITTELDEUTSCHLAND E.V.

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