Ein dickes Danke für die Tafel-Kümmerer

Sonneberg - "Wir dürfen Grenzen nicht noch mehr verschärfen", mahnt Pfarrer Winfried Mucke zu Beginn des ökonomischen Gottesdienstes in der katholischen Kirche St. Stefan in Sonneberg am vergangenen Sonntag. Begangen wird dieser traditionell zum Stadt- und Museumsfest, hat dieses Jahr aber einen weiteren Anlass. Wie bereits berichtet, feiert die Sonneberger Tafel ihr zehnjähriges Bestehen. Gemeindemitglieder der evangelischen, katholischen und freichristlichen Gemeinde lauschen gemeinsam mit den vielen erschienenen Gästen den Worten von Pfarrer Mucke und Thomas Rau, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises. Von unruhigen Herzen berichten die beiden und ebenso unruhigen Zeiten, die die Sonneberger Tafel hinter sich hat. Das Lied "Öffne Dein Herz" fügt sich ein in den berührenden Gottesdienst, der geprägt ist von Wünschen nach offenen Türen, Menschen, die sich die Hände reichen, einem Auf- und Durchatmen im Alltag, nicht nur an diesem Sonntag. Und im Zentrum steht der Gedanke an die Menschen, die von dem reichen Überfluss unserer Tage nichts oder nur wenig abbekommen. Weil es, auch im Sinne des anstehenden Erntedankfestes, um die Nahrungsmittel geht, die tagtäglich weggeschmissen werden, wird am vergangenen Sonntag in St. Stefan das Agapemahl miteinander gefeiert. Brot und Trauben werden hierbei nach altchristlicher Tradition miteinander geteilt, um sich zu sagen, dass man einander wertschätzt. „Gerade, weil es ein ökumenischer Gottesdienst ist, ist das Agapemahl etwas so Bedeutsames – man teilt trotz Verschiedenheit im Glauben miteinander gemeinsame Zeit, Nähe und Essen“, erklärt Superintendent Rau.

Die vorhandenen Ungleichheiten auszugleichen, das ist Anliegen der Tafel, die nach wie vor notwendig ist. Sie ist einerseits notwendig, weil eine Not vorhanden ist, die es zu mildern gilt. Andererseits impliziert doch dieses Wort noch mehr: die Not etwas zuwenden, bestehender Reichtum mit gleichzeitig steigender Armut, dieses Nebeneinander aufzubrechen. "Die Tafeln sind ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse, weil sie erstens ein Indikator für Armut sind und zweitens anzeigen, was Menschen in Notlagen von der Gesellschaft zugestanden wird" so Landtagsabgeordnete Beate Meißner, die auch in ihrer Funktion als Stellvertreterin des Bürgermeisters der Stadt Sonneberg der Einladung gefolgt ist.
Das angesprochene gesellschaftspolitische Problem können die 45 ehrenamtlichen Helfer der Sonneberger Tafel nur abschwächen und das tun einige von ihnen bereits seit dem ersten Tag im Juni 2009, als die Tafel gegründet wurde. Ihnen gilt der Dank und der Applaus, der nach dem Gottesdienst im Innenhof des katholischen Gemeindehauses zu hören ist, als die Namen von der Leiterin der Kreisdiakoniestelle Frau Fleischmann verlesen werden. Unter den Helfern sind auch Luise Jentsch und Gertruda Kostroma. Die beiden 82jährigenDamen sind jede Woche mehrfach ehrenamtlich im Einsatz und das meint auch körperlich anstrengende Arbeit. Luise Jentsch, die über 40 Jahre als Lehrerin im Schuldienst tätig war, lächelt auf die Frage, wieso sie diese Arbeit macht und sagt: "Ich kann mein Leben um keinen Tag verlängern, wenn es vorbei ist, dann ist es so, aber erleben kann ich es, und das geht nur, wenn ich die Füße nicht hochlege, sondern rausgehe und mit Menschen zu tun habe, die meine Hilfe brauchen." Gertruda Kostroma antwortet auf dieselbe Frage, dass sie helfen möchte, solange sie es kann, weil es ihr Wunsch ist und ihr Dank dafür, dass sie ein solch erfülltes Leben hat.
Aber auch alle anderen Ehrenamtlichen, die am Sonntag da sind und zum gemeinsamen Mittagessen Klöße und Braten verteilen, stehen zufrieden in der Sonne und nehmen ihre Geschenke entgegen. Neben Nicole Fleischmann und Sylvia Möller, der einzigen hauptamtlichen Mitarbeiterin der Tafel, hat auch Landrat Hans-Peter Schmitz ein Dankeschön vorbereitet. Er hat neben einer finanziellen Zuwendung zur Deckung der Betriebskosten für die Tafel für jeden der Ehrenamtlichen eine kleine Anerkennung im Gepäck. Er und Tafelvorstand Klaus Gelbricht danken sogleich auch Sylvia Möller im Namen aller für ihre unermüdliche Arbeit, ist sie doch diejenige, die jeden Morgen das „Chaos sichtet und ordnet“, so Gelbricht schmunzelnd.
Landrat Schmitz erinnert sich in seinem Grußwort noch an die Eröffnung der Tafel, empfindet anlässlich des zehnten Geburtstags aber nicht nur Freude. Wäre es seiner Meinung nach doch bei Weitem hoffnungsvoller, die Tafel nicht zu brauchen.
Abschließend resümiert Superintendent Rau aus seiner noch kurzen Zeit im Amt in Sonneberg, dass es beachtlich sei, was alle Menschen rund um die Tafel leisten. Doch merkt auch er kritisch an, dass, mit den Worten von Dietrich Bonhoeffer gesprochen, es manchmal nicht genügt, denen zur Hilfe zu kommen, die unter die Räder geraten sind. Es bedarf Menschen, die bereit sind, für den Versuch das Rad anzuhalten. Thomas Rau: "Mein Grundverständnis enthält die Auffassung, dass wir alle Gottes Kinder sind und damit meine ichwirklich alle, und eben deshalb und weil es unsere Pflicht ist auf soziale Gerechtigkeit zu achten, steht die Tafel unter Trägerschaft der evangelischen und katholischen Kirche.“

Text: Konstanze Rückert/Fotos: Carl-Heinz Zitzmann

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